Die Kritik am amerikanischen Establishment gab es schon vor 50 Jahren. Heute und nicht nur darum ein Blick zurück auf die zwei Leben und Karrieren von dem Musiker und Dichter Gil Scott-Heron. Denn er kritisierte stilsicher mit Sarkasmus, Humor und Ironie das Establishment bereits in den 60´er Jahren.
Gil Scott-Heron wurde 1949 in Chicago geboren, wuchs unter ärmlichen Verhältnissen in Tennessee auf. Er lernte den Rassismus und Apartheid früh kennen, was seinen späteren Weg und Motivation stark beeinflusste. 2011 verstarb er in New York, nach einem furiosen und von der Kritik zurecht positiv aufgenommenen Comeback und Tour. Ein viel zu kurzes Leben.
Scott-Heron wurde gern, wegen seiner Texte, der schwarze Bob Dylan genannt und galt zurecht als Vater und Idol für die später populär gewordenen Rap- und Hip Hop-Musik und kommenden Generationen. Schon kurz nach seinem literarischen Debut 1970, nahm er sein erstes Studioalbum mit Rezitationen von sich und Conga Begleitung auf. Gleich auf dem ersten Album findet sich sein vielleicht essentiellster Song „The Television Will Be Not Televised“ (YouTube-Link), der sich in das kulturelle Gedächtnis mehrerer Generation fest einschrieb. Dieser Text hat von seiner Aktualität bis heute nichts verloren. Steht auf, schaltet den Fernseher aus und geht auf die Strasse. Die Revolution findet nicht sitzend vor dem Fernseher statt.
1971 veröffentlichte er das Album „Pieces Of A Man“ (YouTube-Link zum ganzen Album). Ein Meilenstein in der Soul-Musik. Und daraus gibt es „The Bottle.“
Lange bevor es den Rap gab, gab es das „Spoken Word“, den Sprechgesang, den Jazz und Blues und den Soul. Scott-Heron verschmolz diese Stile miteinander und dekonstruierte sie wieder in minimalistische rhythmisch treibende Einzelteile, verschmolz sie mit seiner Lyrik und hatte bereits früh seinen eigenen Stil in der Musik gefunden. Zusammen mit seiner tiefen, warmen Stimme, war er zudem ein Sänger der nicht nur sehr gut singen konnte, der allein durch seine Stimme berührte. Auch wenn man dem Gospel die Spiritualität zuschreibt, so hatte Scott-Heron den Spirit bereits in seiner Kunst.
Er war ein Meister der Worte und fühlte sich ein Leben lang der Literatur mehr zugehörig als zur Musik. Jemand der tiefsinnig analysierte und Worte fand wo andere nach Worten suchten. Seine teils gesprochenen oder gesungenen Worte waren zornig, wütend, anklagend und fordernd. Und selbst Jahrzehnte später hat diese Musik nichts an Kraft eingebüßt.
In Liedern wie „The Bottle“ sang er über die negativen Einflüsse von Drogen und wurde selbst von ihnen herunter gezogen. Sie beendeten sein erstes Leben, wo er keinen Song mehr schrieb, seine Plattenverträge verlor und letztlich ins Gefängnis gehen musste. Statt einer Therapie wurde er wegen geringen Drogenkonsums ins Gefängnis gesteckt. Die Erlebnisse verarbeitete er in seinem letzten Album.
Es dauerte 16 Jahre bis er wieder neue Songs aufnahm und ein neues und sein letztes Album „I´m New Here“ (YouTube-Link zum ganzen Album) veröffentlichte. Der lange Drogenkonsum schlug sich auch auf seine Stimme nieder. Doch klang er nun intimer, berührter, kratziger und gleich feinfühlig anders und auf eine andere Weise kraftvoll. Manche sprachen von einer Wiedergeburt. Doch blieb dieses zweite Leben nur von kurzer Dauer. Am 27. Mai 2011 starb Gil Scott-Heron im Alter von 62 Jahren. Die afroamerikanische Musik hatte einen ihrer einflussreichsten Künstler und Musiker verloren.
Toller Beitrag, Stefan.
Vielen Dank dafür, ich mag ihn ja auch sehr.
https://gerhardemmerkunst.wordpress.com/2015/09/16/reingehoert-81/
In der aktuellen ‚Zeit‘ ist ein langer, lesenswerter Artikel über Bernie Sanders und sein Verhältnis zur schwarzen US-Wählerschaft.
Die Nummer könnte noch spannend werden.
Liebe Grüße + ein schönes Wochenende,
Gerhard
Danke sehr Gerhard, auch für den Link, der sehr gut dazu passt. Ich erinnere mich an den Beitrag. Es gebe noch so viel über Gil Scott-Heron zu sagen.
Ich vermute, wenn Sanders es tatsächlich als Kandidat schaffen sollte, werden die Republikaner einen extremen Gegenentwurf präsentieren, Trump oder Cruz. Die USA sind bereits die Veruneinigten Staaten und ein solcher Wahlkampf würde das Land weiter teilen. Warten wir Nevada, South Carolina und den Super-Tuesday ab. Vergessen wir bei den Republikanern Marco Rubio nicht, dem ich auch noch Chancen einräume. Und denken wir auch an Michael Bloomberg der, falls Trump gewählt wird, als unanhängiger Kandidat kandidieren will. Auch für die Republikaner mit ihrer Tea-Party usw. kann es noch sehr heikel werden. Und wie man Trump auseinander nehmen kann, konnte man eindrucksvoll bei Stephen Colbert sehen (Linktipps vom Mittwoch).
Hier ist es grau, regnerisch und die ersten Unwetterwarnungen kommen über den Äther. Morgen sollen es bis 14 Grad werden und in der nächsten Woche kommt ein neues Tief von hinten hoch :)
Lieber Grüße und ein hoffentlich regenfreies und entspanntes Wochenende,
Stefan
Lieber Stefan,
das wird sicher noch interessant. Ich denke, die USA gehen unruhigen Zeiten entgegen, das Land ist tief gespalten, wie Du sagst, und den idealen Kandidaten scheint es in keinem Lager zu geben, der die Probleme mit einer breiten Mehrheit angehen kann.
Das Wetter hier: kalt und Schneeregen, auch nicht toll…
Liebe Grüße,
Gerhard
Lieber Gerhard,
ich denke, das sich die Amerikaner von der Außen- und Weltpolitik immer mehr zurück ziehen werden. Dafür haben sie einfach zuhause zu viele Probleme. Obama wurde mit Erwartungen gewählt, die er bzw. niemand hätte erfüllen können. Er hat selbst bei seiner letzten Ansprache an die Nation fast kleinlaut zugegeben, wie sehr er an der Verwaltung, der Lobby in Washington gescheitert ist. Das interessante wie auch negative an Trump ist, das er mit seinem Dislikes, die normalerweise für jeden anderen ein No Go wären, nicht nur unangenehm auffällt, sondern auch an Popularität gewinnt. Auch die Republikaner und ihre verschiedenen Strömungen könnten vor einer nicht erwünschten Kampfabstimmung stehen.
Hoffen wir wettertechnisch auf den Frühling. Irgendwann kann ich das Grau auch nicht mehr sehen.
Liebe Grüße,
Stefan
Lieber Stefan,
das sehe ich ähnlich, aber auch die Demokraten könnten sich zwischen Clinton und Sanders zerreiben, für Hillary ist es die letzte Chance. Die nächsten Vorwahlen werden es wohl zeigen.
Liebe Grüße und hoffentlich bald Sonnenschein,
Gerhard
Lieber Gerhard,
ich denke, das Hillary sich in South Carolina klar durchsetzen wird. Eine Vorentscheidung wird am Super-Tuesday fallen wo in 14 Bundesstaaten gleichzeitig gewählt wird. Zumindest werden danach die meisten Bewerber, die keine Chance oder kein Geld mehr haben, aussteigen. Dann wird es auch interessant welchen Kandidat z.B. der Bush Clan unterstützen wird. Und nicht zu vergessen: die Gerüchteküche um eine mögliche Kandidatur von Bloomberg brodelt. Und der ist auch Milliardär.
Hillary ist gewarnt. Eine Frage bleibt, ob es Sanders auch gelingen wird auch bei den Afroamerikanern, den Hispanics u.a. und bei den Konservativen punkten kann. Denn die Demokraten wollen auch keine Kampfabstimmung auf dem Parteitag im Sommer. Doch wer weiß. Wie sagte Woody Allen so schön: erstens kommt es anders und zweitens als man denkt :)
Lieber Grüße und auf einen hoffentlich baldigen Sonnenschein samt Vorfrühling,
Stefan
Lieber Stefan,
South Carolina sehe ich auch auf Clinton-Seite, einen Juden aus Brooklyn wählen die nicht, das würde mich sehr wundern. Die Afroamerikaner (und Hispanics) werden sicher noch ausschlaggebend sein, erstere waren wohl bisher klar für Clinton, aber das scheint inzwischen fraglich, siehe den Artikel in der aktuellen ‚Zeit‘. Bloomberg wäre interessant, der war, zumindest was ich immer so mitgekriegt habe, in NY nicht unbeliebt. Mehr Format als Trump hätte er allemal, aber das ist andererseits auch nicht weiter schwer… ;-))
Liebe Grüße,
Gerhard
Lieber Gerhard,
ich könnte mir gut vorstellen, das Bloomberg einiges durcheinander bringen würde. Denn er trifft sich mit den Mächtigen der Welt, hat ausreichend Geld und vermutlich auch Unterstützer. Die Frage ist, ob er jemanden öffentlich unterstützt oder selbst ins Rennen einsteigt. Spätestens nach dem Super-Tuesday wird es zu einer Entscheidung kommen. Jetzt folgt Nevada mit einer geschlossenen Wahl, dann am Samstag South Carolina mit einer offenen Wahl und am 1. März dann der Super-Tuesday. Danach werden wir hoffentlich etwas klarer sehen.
Denken wir kurz 7 Jahre zurück, als der Stern von Obama langsam aufging. Das könnte auch für Sanders gelten, wenn er genug Unterstützer hat und die Zustimmung von Staat zu Staat langsam aber sicher zunimmt. Doch ich glaube, er ist zu radikal für die Mitte und die Frage ist ebenso, ob er sich tatsächlich gegen die gesamte Administration, dem Senat usw. als möglicher Präsident in Washington durchsetzen kann. Da habe ich meine Zweifel. Schließlich dominieren in den USA immer wieder traditionelle Werte, auch wenn sie für uns nicht immer ganz nachvollziehbar sind ;)
Hier regnet es sich schön ein.
Liebe Grüße,
Stefan
Lieber Stefan,
ich fürchte auch, dass es für Sanders dann doch nicht reichen wird, die Etikette „Sozialist“ verschreckt in den United States dann doch untern Strich zu viele, obwohl, wie die SZ vor kurzem ganz treffend bemerkte, der Sozialismus dort erstmal nichts mit Verstaatlichung von Firmen zu hat, sondern bereits damit anfängt, dass ein öffentliches Räumfahrzeug kommt, wenn es geschneit hat ;-)))
Bei uns ist der Schnee inzwischen auch in Dauerregen übergegangen, macht die Sache aber auch nicht besser…
Liebe Grüße,
Gerhard
Lieber Gerhard,
es geht ja nicht bei der Wahl darum, wer der/die beste ist für das Amt des Präsidenten. Nixon holte sich damals die Stimmen der Konservativen, Clinton die der Afroamerikaner und Hispanics. Obama war die Verkörperung von „Yes, we can“, Aufbruch und Hoffnung. Trotzdem wird vermutlich auch diese Wahl in der Mitte der Gesellschaft entschieden. Und bis dahin wird es sicher noch manche Überraschung geben.
Der Vergleich aus der SZ ist klasse.
Nehmen wir das Wetter wie es ist und hoffen auf bessere Wettertage :) Im Moment ist der Friesennerz hier angesagt.
Liebe Grüße,
Stefan
Lieber Stefan,
da bin ich völlig bei Dir, was die US-Wahl betrifft. Und Wetter-mäßig in Bezug auf den Friesennerz auch… ;-))
Liebe Grüße,
Gerhard
Lieber Gerhard,
das passt schon :)
Warten wir ab und drücken den Darmstädtern die Daumen. Die führen bei den Roten zur Halbzeit mit 1:0
Liebe Grüße,
Stefan
Lieber Stefan,
ja, ich hab mir auch gerade die Augen gerieben… das wär was.
Liebe Grüße,
Gerhard
Die Lilien könnten die Punkte gut gebrauchen, Gerhard. Und gegen solche Überraschungen habe ich nichts dagegen :)
Liebe Grüße,
Stefan
Die Roten haben leider gerade ausgeglichen, mein spezieller „Freund“ wieder….
Leider…Man hätte nach 45 Minuten abpfeifen sollen ;) Aber ich hoffe trotzdem das die Darmstädter die Klasse halten.
Ja, ich drück ihnen auch die Daumen.
Um Werder mach ich mir allerdings auch langsam Sorgen…
Liebe Grüße + einen schönen Sonntag,
Gerhard
Ich denke, das Hannover absteigen wird und um den 2. Abstiegsplatz sowie den Relegationsplatz wird es vermutlich einen Kampf geben von Hoffenheim, Bremen, Frankfurt und Darmstadt. Augsburg ist stark genug um unten wieder heraus zu kommen. Doch für den Norden könnte es bitter werden. Das hätte man vor der Saison auch nicht geglaubt.
Liebe Grüße aus dem stürmischen und regnerischen Norden,
Stefan
Mein lieber Haase,
Ihre Nebenberufung als Anstupser ist bonfortionös gewählt. Diesen Grautristmontag mit Regen ohne Ende machte mir Herr Scott- Heron jedenfalls erträglich mit seiner Höschenzubodengleitlassenstimme. Ähem, nicht dass, … aber es ist ja schon bemerkenswert, wie Exzesse die Stimmbäner aufvibrieren. Schade um ihn, die von Ihnen verlinkte Letztplatte ist einfach hinreissend. Ich fand in der Tube auch ein paar Livemitschnitte und bin sehrst angetan.
Ein weiteres Mal danke ich Ihnen, übrigens auch für den Kommentaraustausch mit Herrn Gerhard (Falls Sie das lesen: Der Dank gilt auch Ihnen!), mir gingen ein paar Leuchtbirnchen auf.
Herzliche Grüße in den Tröpfelabend, Ihre Frau Knobloch.
Darauf ein herzliches und spätabendliches Hach. Sie sind mir schon so eine…mit diesen wortzauberhaften und eleganten Stimmunsgbildern. Herrn Heron hätte dies sicher mit Freude erfüllt. Zumal er mit diesen beiden Alben auch zu meinen Lieblingen zählt. Und wenn Sie sich den Text zu „The Revolution Will Be Not Televied“ durchlesen und einigen Namen usw. aktualisieren, könnte dies auch ein Text aus 2016 sein. An jedem Freitag werde ich versuchen über einzelne Künstler und Alben oder auch über 2 Lieblingssongs zu einem Thema zusammen zu stellen und darüber zu schreiben. Auf der Agenda stehen u.a. ein Soul-Sänger der einen Hard Rock Song covert und natürlich die Schwermetaller selbst oder moderner Hip Hop trifft auf alten Jazz oder die Klassik trifft den Jazz usw. Ich hoffe, dies war ein guter Cliffhanger in eigener (Hust) Sache.
Mit dem Gräulichen Montag trafen Sie ins Schwarze. Petrus hatte zumindest am Abend ein Einsehen und so war es einzig Herausforderung auf den schlecht beleuchteten Wegen und Straßen ohne Pfützenberührung den Weg gen zuhause zu finden, was gelang. Freuen wir uns auf den sprießlich gedeihenden und Pupillenaufhellenden FarbFrühling.
Es freut mich wenn ein Nebenthema ihre Leuchtbirnchen befeuert hat…auch im Namen von Herrn Gerhard.
Herzliche Grüße aus Elblandien mit Herz und Charme und Ihnen den famosen Abend zum Ausgleich des Tages.
Schwermetallersoul?! Pogorempelige Gespanntgrüße an den famosesten aller Husträusperer,
stets die Ihre mit Sonne im Herzen.
Da habe ich mich ganz Gentleman-Like vermutlich Buchstabenverdrehend ausgedrückt. Gemeint war ein Soul Sänger der einen HardRock-Song covert und weil ich gern dazu einen musikalischen Partner habe, kommt die besagte Gruppe, nein nicht mit dem Original, sondern mit einem relativ neuen Song dazu. Auch wenn dies alles verquer klingen sollte…behalten Sie bitte dennoch den Glauben an die gute Musik. Da ich diese kleine musikalische Blogecke habe,möchte ich sie dazu nutzen meine Lieblingsmusik vorzustellen…und das schließt die Klassik mit ein. Ich denke, es wird alles,nur nicht langweilig werden.
In diesem Sinne, Ihnen den famosen sonnigen Restabend und einen extravaganten Start in den Freitag samt Sonne im Herzen.